Ron Winkler
Visite im Haus des verirrlichterten Denkens
* * *
es ist Frühling, die Luft zwitschert in meinen Fingern.
aber ich küsse nicht jeden Zeppelin.
* * *
zu Hause ließ ich eine Sammlung aus Wasser zurück.
ich besitze auch Tauchen.
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meine Ziege ist kalt heute von meinem Innern.
sie dient mir als „Klarheit auf Fell“.
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Schlaf ist der hier vorherrschende Korporal. er wohnt
in den bläulichen Tabletten.
* * *
auf der Straße vor mir stecken Hunderte
rote Handkarren im Stau.
* * *
am Ende gehen wir alle in den pharaonischen Arztschrank
ein.
Erstveröffentlichung, bisher unveröffentlicht
Gedichtbände, zuletzt:
Frenetische Stille. Gedichte. Berlin Verlag, Berlin 2010
Fragmentierte Gewässer (2007)
vereinzelt passanten (2004)
Ron Winkler | Geboren 1973, lebt in Berlin und Jena. Lyriker, Herausgeber und Übersetzer junger amerikanischer Lyrik
Die Gedichte werfen keinen unverstellten Blick auf die Gegenwart (...), sondern werden gegenwärtig, indem sie sich am Material ihrer Umwelt, der Sprache, bedienen. Anglizismen und Latinismen der Technik- und Wissenschaftssprache, Umgangssprachliches und Begriffe des jungen Jahrtausends mischen sich mit blitzenden Resten traditionell lyrischen Sprechens.
Tobias Roth
