Christian Metz: Die Lyrik der Gegenwart
Wer sich öffentlich zu Wort melden will, benötigt dafür einen Ort, von dem aus das überhaupt möglich ist.
Einen Ort, von dem aus sich Aufmerksamkeit gewinnen und Ideen in die Zirkulation einbringen lassen. Wenn man über Lyrik spricht, ist man leicht dazu verführt, die Existenzbedingungen von Autor*innen, den Vertrieb und Verkauf von Texten und Büchern, die Organisation von Auftritten, Lesungen und Performances von der Literatur abzukoppeln. Zumindest im Fall der Gegenwartslyrik aber würde das hinter die Ansprüche und Leistungen der Autor*innen und die spezifische Formation der Lyrik selbst zurückfallen. Eng verschränkt mit der Produktion ihrer Lyrik – und alles andere als nebenbei – haben diese Dichter*innen über die vergangenen Jahrzehnte hinweg entscheidend am Aufbau einer eigenständigen lyrischen Öffentlichkeit mitgearbeitet, die ihrerseits die Eigenschaften der Lyrik und das Auftreten der Autor*innen beeinflusst hat.
Textauszug aus: Christian Metz, Poetisch Denken.
Die Lyrik der Gegenwart.
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2018
Mit freundlicher Genehmigung der S. Fischer Verlag GmbH,
Frankfurt am Main

Christian Metz | Geboren 1975. Nach seiner Rückkehr von der Cornell University war er Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung an der LMU in München sowie jahrelang wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Goethe-Universität Frankfurt. Lehraufträge an der Humboldt-Universität Berlin und an der Universität Tromsø, Norwegen. Er schreibt regelmäßig Literaturkritiken für die FAZ.
Lyrikkritik ist eine Kunst für sich. Christian Metz ist darin zu Hause.
Marie Luise Knott