Heinrich Detering
Kilchberg
täglich andere Ängste
und immer dieselbe Angst
die erste die letzte die längste:
dass du nicht langst
dass du nie genug bist
dass du nie genügst
dass deine Sicherheit Lug ist
dass du lügst
Angst vor offenen Plätzen
Gier nach dem eigenen Platz
nachts das alte Entsetzen
morgens der nächste Satz
aus: Old Glory. Gedichte. Göttingen: Wallstein, 2012.
Gedichtbände, zuletzt:
Wundertiere. Gedichte. (2015)
Drei Erscheinungen. Ein Triptychon. (2014)
www.heinrichdetering.de
Heinrich Detering | Geboren 1959 in Neumünster. Studium der Deutschen Philologie, Theologie, Skandinavistik und Philosophie in Göttingen, Heidelberg und Odense. Heute lebt er in Göttingen und lehrt an der Georg-August-Universität. Er leitet die Veranstaltungsreihe Das lyrische Quartett im Münchner Lyrik Kabinett und ist als Literaturkritiker, Übersetzer und Lyriker tätig. Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis 2009.
[D]er Mann aus Göttingen [beherrscht] die Kunst, Schweres leicht zu sagen.
[…] In vielerlei Formen – vom festen Metrum bis zum freien Vers, gereimt oder ungereimt – sinnt er der menschlichen Existenz nach. Ja, der Mensch ist eine vorübergehende Erscheinung auf Erden. Deterings Verse schicken Blitzlichter in die Ewigkeit – bis ganz nüchtern der Wecker klingelt. Die einfachen Dinge sind es, an denen er seine Gedichte festmacht. Alles Erhabene holt er auf den Boden der Tatsachen zurück.
(Dorothea von Törne)
