Ausgewählt und eingesandt von:
Joana Thurairajah
Vielen Dank!

Daniela Danz
Kaskade der Geschichte
hier ist
der Ort
wo wir
bleiben
wollen und die Landschaft die wir uns so lange hersagen müssen
bis wir sie inwendig kennen im Traum noch ihre einzelnen Stellen
benennen die Namen der Fluren der Bäume des Bodens der
Häuser die Namen unserer Tiere wir stocken denn was fehlt sind
unsere
eigenen
Namen
das Haus
in dem wir wohnen und ungeübt setzen wir uns an den Tisch
einer probiert ein Lied es misslingt und das Schweigen kriecht
in unsere Schuhe dass wir mutlos vorgeben etwas besorgen
zu müssen jeder in einer anderen Ecke des Hauses bis wir es
doch hören
etwas das
uns unser
Leben erzählt
die Geschichte die irgendwie ins Haus gedrungen ist durch die
Risse im Putz die Spalten zwischen den Dielen die Tentakel des
wilden Weins der ins offene Fenster langt und uns wieder verwebt
mit den ernsten Orten der Kindheit mit allem was Bedeutung hatte
wir werden
erzählt bis wir
uns erkennen
frei bewegen
als Figuren der Legenden all derer die auf diesem kalkigen Boden
ihr Leben vor sich her trieben den Holunder auf die Lippen drückten
bis sie violett waren violette Wirbel vom kurzwelligen Ende des
sichtbaren Lichts einsam hingebungsvoll und genügsam ja und
endlich
beginnen
auch wir
zu singen
Quelle: Daniela Danz: Wildniß. Göttingen: Wallstein 2020.