Bei einem Thema sind sich deutschsprachige Kritikerinnen und Kritiker erstaunlich einig: Sobald sie Pathos in der Dichtung wittern, schlagen sie Alarm. Ergriffenheit, feierliche Leidenschaft, ein (über)groß ausgedrücktes Gefühl: All das, was hinter dem griechischen Ausdruck páthos stecken mag, scheint nicht so leicht verträglich zu sein.

Wie pathosverträglich ist eigentlich die deutsche Sprache? Aus welchen Gründen weckt Pathos in deutschen Ohren oft Misstrauen und Unmut? Lässt sich die richtige Dosis Pathos bestimmen?

In poetischen Appetizern möchten wir Dichterinnen und Dichter zusammenbringen und dabei möglichst viele unterschiedliche, auch experimentelle Pathos-Positionen ins Feld holen. Gestartet wird mit einer Bestandsaufnahme des Verhältnisses von Lyrik und Pathos heute. Dichterinnen und Dichter teilen in der Sammlung 10 Takes on Pathos kurze Statements in Audio- und Videobotschaften.

Die Statements werden von einer Postkartenaktion begleitet. Pathos-Gedichte finden den Weg in die heimischen Briefkästen, begleitet von der Bitte, selbst Pathos- oder Antipathos-Gedichte zurückzuschicken. Die Pathosgalerie versammelt eine Auswahl der Einsendungen.

Einen Schwerpunkt des Lyrikertreffens bildet außerdem die Übersetzung von Pathos. Neigen deutschsprachige Übersetzerinnen und Übersetzer eher dazu, pathetische Gedichte zurück auf die Erde zu holen? Und werden vermeintlich nüchterne deutschsprachige Gedichte von ihren Übersetzenden im Ton eher angehoben? Impulse zum Thema liefert die Sammlung Pathos übersetzen!