Erik Lindner


            * * *

Blut ist in deinen Lippen
und doch pfeift der Wind

dennoch rattert die Metro
unter dem Tisch so
dass dein Kopf umknickt
und auch ein leises Wort
explodiert in deinem Ohr

deine Haare ausgebreitet
auf dem Tischtuch
dennoch öffnet sich dein Auge
und misst im Lampenlicht
den flimmernden Staub in der Luft

und den Staub der auf dich sinkt
zu klein für den Tisch
zu fein für den Wind.
 

aus: Nach Akedia. Ausgewählte Gedichte.
Übersetzt von Rosemarie Still. Berlin:
Matthes & Seitz, 2013.

Weitere Gedichtbände (in niederländischer Sprache):
Terrein. Gedichte. (2010)


Erik Lindner | Geboren 1968 in Den Haag. Im Alter von 14 Jahren ging er von der Schule ab, um sein Leben der Poesie zu widmen und in jeglicher Form für die Verbreitung von Lyrik weltweit einzutreten. Er lebt in Amsterdam, wo er als freischaffender Lyrikkritiker und Herausgeber zweier Literaturzeitschriften arbeitet. Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD 2012.

Ich glaube, dass Erik Lindners Gedichte […] ein großes Thema haben, und dieses Thema ist das Glück. Wie man es erreicht, wie man es behält, vor allem aber: wie man es erkennt.

Ulf Stolterfoht