Daniela Danz

 

Bienenvolk oder Der gute Staat

ein Morgen wie heute wird es sein wenn sie kommen:
staatenlose Schneebienen mit einer riesigen Gier
auf alles Süße ihre dicken Felle von der eisigen Reise
imprägniert kommen sie über die beschneiten
Solarfelder markieren am Winterhimmel ihre
Wege wieg mich schließ mir die Lider horch
ihre Klopfsprache hörst du schon in den Wänden
und hinter den Reden im Radio - niemals läßt sich
eine von ihnen nieder sie bringen die Tracht in
dafür konstruierte Maschinen sie lassen sich mieten
in schwierige Gebiete transportieren um Streiks
zu brechen und den Willen der alten sentimentalen
Staatenbienen die schon ein strenger Winter vernichtet
 

aus: V. Gedichte. Göttingen: Wallstein, 2014.

Buchveröffentlichungen, zuletzt:
Pontus. Gedichte. (2009)
Türmer. Roman. (2006)

www.chiragon.de


Daniela Danz | Geboren 1976 in Eisenach. Studium der Kunstgeschichte und Germanistik in Tübingen, Prag, Berlin, Leipzig und Halle. Heute lebt sie als freiberufliche Autorin und Kunsthistorikerin in Kranichfeld. Sie ist Gründerin der Internationalen Schülertextwerkstatt svolvi und lehrt an der Universität Hildesheim. Seit 2013 leitet sie das Schillerhaus in Rudolstadt. Rainer-Malkowski-Preis 2014.

Mit starker poetischer Kraft bannt sie […] die Gefahr des bloßen Ausstellens von kulturgeschichtlichem Wissen […]: „V“ wie ‚Vaterland‘ heißt der Band, der dicht gefügt ist und enzyklopädisch anhebt, das Phänomen zu erkunden, und der es doch nicht durch angestrengte Systematik erstickt. Poetisch, zugleich sehr zeitbewusst und politisch umkreist Daniela Danz die Begriffe.

Holger Pils